Presse
Die Krone
Für viele mehr als ein Babysitterdienst
47 Leihomas sind derzeit landesweit tätig, um Mütter und Väter zu unterstützen.
Die Idee, eine Ersatzoma zu vermitteln, kam der damaligen Obfrau des Vorarlberger Familienbunds Inge Sulzer bereits vor über 25 Jahren. Seitdem sind die älteren Frauen im ganzen Land tätig. Koordiniert werden sie inzwischen von Annika Marte, die die Agenden bereits vor 10 Jahren übernommen hat.
„Wer eine Oma braucht, kann ganz einfach bei uns anrufen“, erklärt die Bregenzerin. Melden kann sich im Prinzip jeder, der Hilfe bei der Betreuung braucht. „Es gibt Alleinerziehende und Elternpaare, die Zeit für Arbeit, Hausarbeit, Abendveranstaltungen benötigen oder einfach mal eine Pause brauchen.“
Die Leihomas allerdings sind nicht nur heiß begehrt, sondern auch rar. 47 sind – vorwiegend in den Städten und größeren Gemeinden tätig. Betreut werden 150 Familien. „Das bedeutet, dass die Frauen zum Teil bei fünf Familien tätig sind.“
Bevor die Omas ihren Job in den Familien antreten, besucht Annika Marte jede einzelne. „Wir haben die Qualifikationen bewusst niedrig gehalten. Voraussetzung ist nur ein Strafregisterauszug ohne Eintragungen und die Voraussetzung, dass man Kinder liebt.“
Die Vermittlung ist kostenlos, eine Mitgliedschaft im Familienbund aber erwünscht. Zudem bekommen die Leihomas ein kleines Entgelt, das zwischen 8 und 12 Euro pro Stunde liegt. Die Aufgaben entsprechen dann denen einer Oma – es werden Ausflüge gemacht, gemalt, gebastelt, gespielt. „Wichtig ist einfach, dass die Kinder jemanden haben, der sich Zeit für sie nimmt“, meint die Leihoma-Koordinatorin.
„Nach dem Tod sitze ich auf einer Wolke und schaue, was Du machst“
Sylvia Fleischhauer-Prange ist seit knapp drei Jahren als Leihoma tätig. Leih-Enkelin Tilla hat die Pensionistin ins Herz geschlossen – und stellt viele Fragen. Mit Fragen, wo sie denn sei, wenn sie gestorben ist, kann Sylvia Fleischhauer-Prange ganz gut umgehen. „Nach dem Tod sitze ich auf einer Wolke und schaue, was Du machst“, antwortete sie unlängst der Sechsjährigen. Etwas heikler wird die Sache allerdings, wenn es um den Wunsch nach einer kleinen Schwester geht. „Bei solchen Dingen und wenn es um Aufklärung geht, rede ich vorher mit den Eltern. Ich möchte schließlich nicht, dass sie sagen: Was hast denn Du für einen Mist erzählt?“
Sylvia Fleischhauer-Prange ist ebenso wie ihr Mann schon seit einigen Jahren in Pension. „Wir wollten beide etwas Sinnvolles tun. Er ist inzwischen Erwachsenenvertreter beim ifS und ich Leihoma“, berichtet sie. Die eigene Enkeltochter ist bereits 15 Jahre alt, braucht niemanden mehr zum Spielen und wohnt zudem in Nürnberg. Der Hilferuf von Mellinda und Elöd Cserey, die wie die beiden Pensionisten in Nenzing wohnen und nach einer Betreuerin für ihre Tochter suchten, kam da gerade recht. „Ich hatte immer schon eine gute Beziehung zu Kindern. Zeit mit Tilla zu verbringen, macht unheimlich viel Spaß. Den Job als Leihoma möchte ich so lange machen, wie es gesundheitlich möglich ist.“
Die Aufgaben der XX-Jährigen sind ganz unterschiedlich. Da beide Eltern im Schichtdienst gearbeitet haben, war Sylvia Fleischhauer-Prange auch schon früh am Morgen vor Ort, um die Kleine aufzuwecken und Frühstück zu machen. Aber auch Fahrradfahren, Trampolinspringen und auf dem Klettergerüst toben steht auf dem Programm. „Tilla ist gerne draußen, sie mag Blumen, beobachtet Käfer und hat keine Angst vor Spinnen“, weiß die Leihoma. Während Oma Sylvia von Tilla erzählt, wird schnell klar, wie gut sich die beiden inzwischen kennen. „Tilla sagt immer, dass sie mich, den Papa, ihren älteren Bruder und eben auch Oma Sylvia liebt.“, bestätigt Mellinda Cserey. Vor drei Jahren ist die Ungarin mit ihrem Mann und den beiden Kindern nach Nenzing gekommen. „Anfangs hat meine Mutter noch auf die Kleine geschaut, dann ist sie zurück nach Ungarn gezogen und wir waren auf der Suche nach dem passenden Ersatz.“ Auf die Leihomas stieß die Mutter dann über eine Broschüre, die am Gemeindeamt ausgelegt war. Nach einem Anruf wurde ein Treffen mit Sylvia Fleischhauer-Prange vereinbart. „Wir waren uns auf Anhieb sympathisch. Sylvia war – je nach unseren Dienstplänen – schon früh morgens oder am Nachmittag da. Sie hat einen eigenen Schlüssel bekommen, denn ich habe ihr von Anfang an vertraut und konnte immer beruhigt meiner Arbeit nachgehen“, schwärmt Mellinda Cserey von der Leihoma. Klar, Sylvia längst mehr als ein Babysitter ist und inzwischen fest zur Familie gehört.
VN-Heimat
Inge Sulzer – ein großes Dankeschön für ihr Engagement
Schon als Landtagsabgeordnete setzte sich Inge Sulzer vehement für die Schwächeren der Gesellschaft ein. Beim Vorarlberger Familienbund konnte sie ihre Arbeit im Zuge der „Familienbund Notfallhilfe“ viele Jahre weiterführen. Sie unterstützte Familien, die Schicksalsschläge verarbeiten mussten. Das Konzept von Inge Sulzer ist so einfach wie überzeugend. Sie hilft jenen Menschen, die durch einen Unfall, eine Krankheit oder einen anderen Schicksalsschlag in finanzielle Schieflage geraten sind. „Oftmals entsteht großes Leid, wenn zusätzliche und nicht geplante Ausgaben anstehen“, erklärt Sulzer. In ihrer Zeit als Familienbund-Obfrau hat sie viele traurige Schicksale erlebt und gelernt mit dem Leid anderer umzugehen.
Großes Leid in Vorarlberg
Sulzer hat vor genau 30 Jahren den Landesvorsitz des Familienbundes in Vorarlberg übernommen. Nun feiert sie ihr rundes Jubiläum und denkt nicht daran, die Hände in den Schoß zu legen und aufzuhören. „Ich habe damals ziemlich schnell gemerkt, dass mir diese Arbeit gut liegt. Ich helfe gerne anderen Menschen und sie vertrauen mir“, so Sulzer. Das ist auch heute noch so, weshalb sie nicht ans Aufhören denkt. Zu Beginn ihrer Arbeit habe sie drei Frauen durch die Scheidung begleitet, mit der Zeit kamen immer mehr Menschen auf sie zu. Es war wie eine Mundpropaganda. In der Zeit als Familienbundobfrau hat sie vielen Menschen in Vorarlberg helfen und ihnen ein Stück Leid nehmen können. Kamen früher eher Familien, bei denen der Vater als Alleinverdiener die Familie ernährte, so sind es heute vorwiegend Pensionisten und alleinerziehende Mütter. „Auch in Vorarlberg gibt es großes Leid“, fügt sie hinzu. Deshalb hat sie 2015 die Notfallhilfe ins Leben gerufen. Damit kann sie schnell und unkompliziert jenen helfen, die momentan ihre Hilfe benötigen.
Für die Kleinsten stark machen
Sulzer wurde in ihrer Arbeit immer wieder mit sexuellem Missbrauch an Kindern konfrontiert. „Gerade für diese kleinsten Opfer habe ich mich stark gemacht, um die rechtlichen Rahmenbedingungen für sie zu verbessern.“ Jahrelang hat sie sich für den Opferschutz eingesetzt und große Erfolge darin verbuchen können. Als Belastung empfindet sie ihre Auseinandersetzung mit Notfällen nicht: „Ich lasse Emotionen schon zu, aber die positiven Gefühle, etwa die Freude, wenn ich helfen konnte, überwiegen bei weitem.“ Und wenn die traurigen Schicksale Überhand nehmen, hat sie eine Möglichkeit gefunden, damit umzugehen. „Ich setze mich ins Auto und drehe das Radio ganz laut auf. Die traurigen Gedanken werden wie weggeblasen.“
Gönner unterstützen Notfallhilfe
Das Netzwerk von Sulzer ist groß. Das Vertrauen in sie und ihre Arbeit noch größer. Deshalb unterstützen sie viele größere Firmen finanziell. „Ich überzeuge mich persönlich, ob das Geld wirklich gebraucht wird und bei den Bedürftigen ankommt“, bringt Sulzer ihre ehrenamtliche Tätigkeit auf den Punkt. Schon zu ihren aktiven Zeiten in der Gemeinde- und Landespolitik waren es vor allem soziale Anliegen und Probleme, die Sulzer beschäftigten. „Mein soziales Weltbild wurde im Familienbund geprägt. Der Kontakt mit Familien, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, ist seit fast 30 Jahren mein Alltag.“ Sulzer stellt für viele eine wichtige Stütze dar und bringt ein bisschen Hoffnung durch ihr außergewöhnliches Engagement. Bvs
Inge Sulzer: 30 Jahre Einsatz für Vorarlberger Familien
Inge Sulzer ist seit vielen Jahren ein Vorbild, deren unermüdlicher Einsatz für Menschen in Not vielen Vorarlberger Familien Hoffnung und Halt gegeben hat. Im Jahr 2015 gründete sie gemeinsam mit dem Vorarlberger Familienbund die Notfallhilfe, ein Netzwerk, das rasch und unbürokratisch finanzielle Krisenhilfe leistet. Menschen, die durch Schicksalsschläge wie Unfall oder Krankheit unerwartet in finanzielle Not geraten, sollen nicht alleine gelassen werden. Ihre Arbeit, die sie stets als Berufung verstand, machte sie zu einer Vertrauensperson weit über ihre unmittelbaren Projekte hinaus. Ihr Engagement reichte von der Unterstützung alleinerziehender Mütter über die Hilfe für Rentner bis hin zur Nothilfe.
Dank ihres großen Netzwerks und des Vertrauens, das sie sich erworben hatte, fand Sulzers Nothilfe breite Unterstützung. Viele Unternehmen und Privatpersonen trugen dazu bei, dass die Hilfe dort ankam, wo sie am dringendsten benötigt wurde. Sulzer, die sich auch politisch auf kommunaler und Landesebene engagierte, widmete ihr Leben sozialen Zielen.
Ein weiteres zentrales Anliegen Sulzers war der Schutz von Kindern vor sexuellem Missbrauch. Sie kämpfte jahrelang für eine Verbesserung der gesetzlichen Rahmenbedingungen und erreichte wichtige Fortschritte im Opferschutz. Ihre Fähigkeit, auch angesichts schwerer Schicksale positiv zu bleiben, zeichnete sie als außergewöhnliche Persönlichkeit aus.
Als Landtagsabgeordnete und in verschiedenen sozialen Funktionen bewies Inge Sulzer, was mit Engagement und Herz erreicht werden kann. Ihre Initiativen, wie z.B. der Leihomaservice, ergänzen in idealer Weise bestehende soziale Einrichtungen und bieten praktische Hilfe im Alltag. Trotz zahlreicher Ehrungen war für Sulzer der Dank der Familien, denen sie helfen konnte, die größte Anerkennung. Ein großer Dank gilt auch ihrem Mann Werner, der sie in allen Belangen unterstützt.
Veronika Marte, Obfrau des Vorarlberger Familienbundes, würdigt Sulzer: „Inge steht beispielhaft für die Kraft von unermüdlichem Einsatz und tiefer Menschlichkeit, das Leben vieler Menschen zum Besseren zu verändern. Ich danke Inge für ihre Inspiration und die stete Erinnerung daran, dass Engagement, Mitgefühl und Beharrlichkeit Großes bewirken können“.
Familienbund: Großelternkarenz erweitert Wahlfreiheit
Langjährige Familienbund-Forderung im Österreich-Plan
Mit der Aufnahme der Großelternkarenz in den Österreich-Plan von Bundeskanzler Karl Nehammer wird eine langjährige Familienbund-Forderung umgesetzt.
„Es gibt nicht die eine Lösung dafür, wie Kinder großzuziehen sind“, betont Familienbund-Obfrau Veronika Marte. „Die Großelternkarenz ist eine Möglichkeit für Familien „Familie und Beruf“ unter einen Hut zu bringen. Gerade bei Alleinerziehenden Eltern wäre diese Erweiterung der Karenzmöglichkeiten ein guter Weg dafür“, erklärt Marte, die auch nochmals betont: „Die Großelternkarenz ist ein „Kann“ und kein „Muss“!“
„Oma und Opa sind in vielen Familien wichtige Bezugspersonen für die Kinder. Hier sofort das althergebrachte Modell „nur Frauen passen auf Kinder auf“ ist obsolet. Heutige Großväter bringen sich vermehrt in die Betreuungspflichten ein und nehmen diese selbstverständlich wahr. Unsere Gesellschaft hat sich verändert. Alte Rollenbilder sind überholt. Ideologische Diskussionen bringen Familien nicht weiter. Wahlfreiheit bedeutet, Familie leben zu können, so wie es für uns als Familie passt“, meint die Familienbund-Obfrau, die mit Blick auf Schweden erklärt: „Skandinavische Länder werden uns immer als Vorbild in Sachen Familienfreundlichkeit vorgehalten. In Schweden gibt es bereits eine Großelternkarenz!“
„Mit 4,5 Mrd. Euro wird viel Geld in den weiteren Ausbau der Kinderbetreuungs-einrichtungen investiert. So viel wie nie zuvor. Österreich ist Spitzenreiter in der Europäischen Union in der Unterstützung von Familien. Mit der Großelternkarenz würden wir „diesen Vorsprung“ weiter ausbauen“, schließt Veronika Marte.